Rumpeltours: Drei Monate Griechenland – im Süden überwintern. Teil 2
Der Elea-Beach auf dem Peloponnes. Was für ein toller Flecken Erde. Ein wunderschöner Pinienwald hinter uns, ein endloser Sandstrand vor uns, als Stellplatz dienen große freie Flächen, bewachsen mit Gras, kleinen Büschen, und vereinzelten Bäumen, die bei Bedarf Schatten spenden. Es gibt eine Leitung mit Trinkwasser, bereitgestellt vom Bürgermeister des nahegelegenen Ortes, und Mülleimer sowieso. Hier werden wir uns die nächsten Tage aufhalten, gemeinsam mit mehreren anderen Reisenden und deren Familien. Ein wunderbar internationales Overlandertreffen, die unterschiedlichsten Charaktere und Fahrzeuge werden hier einen Großteil des Winters verbringen.
Nach dem Kennenlernen und der Stellplatzsuche gibt es reichlich Gesprächsstoff für die nächsten Tage und Abende. Die Kinder haben neue und alte Spielkameraden und auch die Hunde freuen sich über Gesellschaft. Die Tage fliegen so dahin, wir verbringen die Zeit am Strand, mit kleineren Reparaturen, mit Lesen und Faulenzen. Das Wetter spielt größtenteils mit, doch ein Highlight für die Kids sind die kräftigen, kurzen Schauer, die immer wieder fallen. Verwandelt sich die Hauptzufahrtsstraße doch dann in eine mit Pfützen übersäte Spaßpiste. Immer wieder hinein geht es mit dem Fahrrad, Laufrad, Gummistiefeln oder wahlweise auch nur mit einer Unterhose bekleidet, so geht Kind-Sein!
Nach etwa zwei Wochen wird es uns aber doch zu langweilig und gleichzeitig zu stressig, mit so vielen Kindern auf einem Platz und wir entscheiden uns für die Weiterreise. Die bekannte „Ochsenbauchbucht“ war das Ziel, ein tolles Naturschutzgebiet mit glasklarem Wasser, einer alten Burg, die erwandert werden möchte und auf der gegenüberliegenden Seite einem Sumpfgebiet, wo Schildkröten, Flamingos und allerlei andere Tiere heimisch sind. Auch hier ist es in der Nebensaison so einsam und ruhig, wie man es sich nur wünschen kann. Die wenigen Einheimischen die vorbeifahren, grüßen uns freundlich, nicht ein einziges Mal kamen wir in die Situation, dass wir uns unwillkommen gefühlt hätten. Die Wanderung hoch zur Burgruine ist unbedingt zu empfehlen. Man kann sie von beiden Seiten aus begehen, also vom Golden Beach aus kommend als auch von der Ochsenbauchbucht selbst. Leider ist die Ruine wegen Einsturzgefahr gesperrt, aber eine sagenhafte Aussicht und eine Wanderung, die auch mit kleinem Kind und großem Hund gut zu schaffen ist, sind Lohn genug.
Ein nächstes Ziel, was wir von einem befreundeten LKW Reisenden als Tipp genannt bekommen haben, war eine einsame Bucht am westlichen Finger des Peloponnes. Und was war das für eine Bucht! Ein bisschen Offroadspaß, um überhaupt dort hin zu gelangen, eine Wiese und kein Mensch weit und breit. Reisen wie wir es lieben! Auch hier verbrachten wir wieder mehrere Tage mit Schnorcheln, Spielen und Faulenzen. Ausgiebige Spaziergänge sind aufgrund des sehr steilen Geländes und des Mangels an Wegen hier nicht wirklich möglich, das tut der Freude über diesen tollen Stellplatz aber keinen Abbruch. Nur ein einziges Mal kam ein einheimischer Speerfischer vorbei, um sich in die Fluten zu stürzen und seinem Hobby nachzugehen. Das Wasser ist zu dieser Jahreszeit wirklich nicht mehr sehr warm, und als der Gute nach mehreren Stunden im Wasser noch immer nicht zurück war, machten wir uns allmählich Sorgen. Wir konnten zwar seine Boje (eine Art kleine Insel, die die Speerfischer hinter sich herziehen) noch gut sehen, aber wirklich bewegt hat sich lange Zeit nichts. Wir beobachteten das Geschehen immer wieder durch unser Fernglas, und glücklicherweise war der Spuk nach einiger Zeit vorbei und der Mann kam wieder Richtung Land geschwommen. Wir haben bis heute keine Ahnung, wie es ihm möglich war, nur mit einem dünnen Neoprenanzug bekleidet so lange im Wasser zu bleiben. Uns selbst wird trotz relativ dickem Anzug nach spätestens einer Stunde bei diesen Wassertemperaturen mehr als kalt. Verrückte Griechen!
Leider gehören zum Langzeitreisen manchmal auch etwas nervigere Tage. Angi hatte vor einigen Wochen schon einen Teil der Füllung eines Backenzahns verloren und wir mussten uns allmählich um einen Zahnarzt bemühen. In Zeiten von Internet ist das natürlich alles einfach zu machen und so fanden wir schnell einen Zahnarzt in der nächst größeren Stadt, Kalamata. Um es uns besonders leicht zu machen, sprach die Ärztin auch noch deutsch, da sie in Marburg studiert hatte. Wie sich zeigen sollte, war nicht nur die Füllung zerbrochen, sondern der Zahn benötigte auch gleich eine Wurzelbehandlung. Und somit schließlich 3 Termine im Abstand von insgesamt 10 Tagen, enger konnte die Ärztin die Termine nicht setzen. Auch wenn uns Kalamata nicht besonders zu einem längeren Aufenthalt einlud, nutzten wir die Zeit, um noch ein paar Dinge am LKW zu erledigen. Es mussten Ölwechsel an beiden Getrieben und beiden Differentialen gemacht werden. Zudem fuhren wir seit Ungarn immer noch mit unserem defekten Reifen umher und es wurde Zeit, sich um Ersatz zu kümmern. Wir haben zwischendurch immer mal wieder Reifenhändler angefahren (auch in Rumänien schon), um einen neuen zu organisieren, doch das Modell welches wir bevorzugten, war nicht zu bekommen. Dank Plus- Mitgliedschaft im ADAC konnte aber auch das Problem gelöst werden, wir besorgten uns über unseren Reifendienst des Vertrauens in Deutschland einen neuen gebrauchten Mantel. Dieser wurde nach München zum ADAC gesendet und von dort aus per Flugzeug nach Griechenland. Sagenhafte 4 Tage später konnten wir den Reifen bei der Werkstatt, wo wir auch die Öle gewechselt hatten, in Empfang nehmen. Danke!
Nun, nachdem alle Störungen beseitigt wurden, machten wir uns daran, den Peleponnes weiter zu erkunden. Der mittlere der drei Finger versprach raue, unberührte Natur, wenig Bevölkerung und auch einige archäologische und geologische Highlights. Als Ziel hatten wir uns dabei vor allem die bekannte Höhle von Pyrgos Dilou und den südlichsten Punkt Festlandgriechenlands, den Leuchtturm am Kap Tenaro gesetzt. Der Strand bei den Höhlen, auch als Dinosaurier-Strand oder Dinoeistrand bekannt (aufgrund der großen, weissen Kieselsteine), ist in der Nebensaison ein toller Übernachtungsplatz und Ausgangspunkt zu einem kurzen Spaziergang zum Eingang der Höhlen. Leider hatte es die vorherigen Tage relativ viel geregnet, dazu kam noch gerade eine kleine Springflut und es war nur ein kleiner Teil der Höhlen mit dem Boot befahrbar. Wir entschieden uns trotzdem für die verkürzte Tour und haben es nicht bereut. Nach der Bootsfahrt konnten wir die wunderschöne Höhle zu Fuß weiter erkunden. Wir waren bis auf einen weiteren Besucher ganz alleine und genossen in aller Ruhe die imposanten Formationen, welche die Natur im Laufe der Zeit erschaffen hat.
Nach vier Tagen am Strand machten wir uns auf zu dem südlichsten Punkt unseres Aufenthalts in Griechenland. Die spannende Wanderung zum Leuchtturm, die weitere Erkundung des Peloponnes ... das sind die Zeilen für den nächsten Bericht.