Wir nähern uns dem Ende der Reise – und wollen nochmal alles sehen! Unser neunter und zehnter Monat auf Reisen

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© Rosa und Johann Koppelmann - Im spanischen Inland

Der neunte Monat unserer Reise ist angebrochen und plötzlich haben wir das Gefühl, wir müssen nochmal ganz schnell ganz viel sehen! Vorbei sind die Zeiten, in denen wir gerne vier Wochen an einem Ort blieben; jetzt wollen wir ALLES sehen! Wir sind zwar schon seit März in Portugal, aber durch den Lockdown haben wir gefühlt trotzdem noch gar nichts gesehen und jetzt geht es los: Nach Tomar, nach Peniche, nach Figueros de Vinhos, nach Coimbra und schließlich auch nach Braga. Zwischen diesen touristischen und historischen Highlights nehmen wir uns immer wieder mehrere Tage Pause am Strand und genießen den kühlen Atlantik jetzt ganz besonders; denn im portugiesischem Inland ist das Wetter mittlerweile kaum noch auszuhalten und durchaus auch mal um die 40°C. Wir behalten die Wald-Brand-App im Blick und achten darauf, nur morgens zu fahren, damit uns Reifen und Motor nicht zu heiß werden. Später auf unserer Reise werden wir zwar sowohl den Waldbrand als auch die vor Hitze geplatzten Reifen noch erleben, aber in Portugal geht noch alles gut.

So kommen wir langsam der spanischen Grenze immer näher und schwanken gefühlsmäßig sehr stark zwischen Freude über all die tollen Orten, die wir sehen, Traurigkeit über die nahende Rückfahrt und immer mal wieder aufkommender Reise-Müdigkeit und dem Wunsch nach Ruhe und einer Weile Stillstand.

Nun ist aber keine Zeit mehr für Stillstand, denn die ersten Termine für Wiedersehen in Deutschland sind verabredet und auch unser Zwischenmieter wird am 20. September aus unserer Wohnung ziehen. Und irgendwie wollen wir ja auch zurück. Und irgendwie auch nicht. Jeden Tag fühlen wir uns anders, wissen aber tief in uns, dass unser Zuhause trotz aller Liebe zum Reisen in Deutschland sein wird.

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© Rosa und Johann Koppelmann

Mitte Juli überqueren wir die Grenze zu Spanien. Wir weinen alle ein paar Tränen an diesem Tag, denn Portugal ist uns ein zweites Zuhause geworden: wir lieben dieses beeindruckend schöne Land mit den unglaublich freundlichen, unkomplizierten Menschen. Spanien haben wir in mittelmäßig guter Erinnerung, denn als Corona kam, sind wir von hier geflüchtet, um in Portugal zumindest noch ein wenig Freiheit genießen zu können. Und tatsächlich wird Spanien für uns zu einer kleinen Herausforderung! Anders als in den meisten Ländern muss man den Mund-Nasen-Schutz hier nicht nur in geschlossenen Räumen tragen, sondern immer und überall! Wir gehen bei 40°C mit Mundschutz wandern und können kaum atmen. Als wir ihn auf einer einsamen Straßen bei einem Spaziergang mitten in der Einöde abnehmen, fährt gerade in dem Moment eine Polizei-Streife vorbei, hält an und fordert uns energisch auf, unseren Mundschutz zu tragen – wir haben Glück, dass wir nicht die 250€ Strafe zahlen müssen.

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© Rosa und Johann Koppelmann - Rosa - Wanderung in der Mont-Rebei-Schlucht
Rosa - Wanderung in der Mont-Rebei-Schlucht

Landschaftlich beeindruckt uns Spanien wieder sehr: Das Inland ist noch faszinierender als die Küste und wir fahren mit offenen Mündern durch die ständig wechselnde Landschaft. Aber wir sind auch angespannter, als wir es noch in Portugal waren. Nach ein paar Tagen im Land fahren wir plötzlich mitten durch einen Waldbrand: auf beiden Seiten der Autobahn brennen die Bäume, die Luft ist voller Helikopter und die Feuerwehrmänner kommen bis an die Autobahn heran. Die Autos fahren ganz normal weiter. Es ist einen kurzen Moment lang sehr heiß – aber dann sind wir auch schon wieder vorbei. Der Geruch der brennenden Bäume bleibt noch lange im Auto und die Bilder im Kopf noch viel länger.

In einem kleinen Dorf stehen wir am Rande des Dorfes und sehen zu, wie abends die Dorfbewohner auf den Bürgersteigen zusammenstehen und sitzen, sich unterhalten und es gut zusammen haben. Dann kommt eine Polizei-Streife vorbei und alle verschwinden schnell in ihren Häusern und kommen nicht wieder heraus. Auch am folgenden Tag nicht. Ist es die Angst ohne Mundschutz ertappt zu werden? Wir wissen es nicht, aber die Beobachtungen und Erlebnisse bedrücken uns und schlagen sich auf unsere Laune nieder. Wir alle werden immer angespannter, blicken uns ständig um, ob die Polizei uns sieht, wenn wir kurz ohne Mundschutz den Müll wegbringen oder die Kinder vor dem Wohnmobil spielen und wir dabeisitzen.

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© Rosa und Johann Koppelmann - Reifenpanne mitten im Nichts
Reifenpanne mitten im Nichts

Wir wollen so schnell wie möglich weg hier und nach Frankreich. Leider sind wir dann etwas zu schnell und an einem Tag mit 42°C, an dem wir fast 300km zurücklegen, platzt uns der rechte Vorderreifen. Wir bleiben gelassen und versuchen den Reifen selbst zu wechseln. Weil wir es nicht schaffen, die Muttern zu lösen, rufen wir den ADAC an, der sich sehr viel Zeit lässt. So viel Zeit, dass in der Zwischenzeit ein junges Paar auftaucht und uns hilft. Sie sprechen kein Wort Englisch, wir kein Wort Spanisch und dennoch arbeiten wir eine gute Stunde lang schwitzend Seite an Seite. Als der Ersatzreifen endlich drauf ist, kommt der ADAC, zieht die Schrauben fest und kassiert dafür 100€ von uns (Gesamtpreis: 400€, aber 300€ übernimmt der ADAC). Wir freuen uns einfach trotzdem über das besondere Erlebnis und die wundervolle Erfahrung, mitten im Nichts im spanischen Inland von Fremden Hilfe zu bekommen!

Wir fahren weiter, vorbei an Landschaften in allen Farben: gelbe Felsen, rote Felsen, grüne Mais-Felder, braune Felder, grauer Stein. Auch vorbei an endlosen Mastbetrieben, in denen die Tiere auf engstem Raum und bei großer Hitze stehen. Es stinkt kilometerweit. Wir sehen Armut und Prunk. Hier im Inland zeigt sich Spanien von einer nochmal viel authentischeren Seite, mit all seinen Kontrasten.

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© Rosa und Johann Koppelmann - Die Mont-Rebei-Schlucht
Die Mont-Rebei-Schlucht

Kurz vor der französischen Grenze gönnen wir uns noch ein ganz besonderes Highlight: die Mont-Rebei-Schlucht! Hinter einem türkisfarbenen See wird der Fluss immer schmaler und schmaler und führt schließlich durch eine enge aufregende Schlucht. Wir wandern vier Stunden entlang der Felsen, über Geröll und eine wackelige Hängebrücke. Eine wundervolle Wanderung, die uns noch lange im Gedächtnis bleiben wird.

Und dann ist es an der Zeit ein weiteres Kapitel unserer Reise abzuschließen: Mit der Überquerung der Pyrenäen starten wir in den allerletzten Abschnitt dieses großen Abenteuers …

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© Rosa und Johann Koppelmann - Johann mit Nino - Wanderung in der Mont-Rebei-Schlucht
Johann mit Nino - Wanderung in der Mont-Rebei-Schlucht